Neubau des Werkstattgebäudes auf der Zielgeraden

Das neue Werkstattgebäude der Dombauhütte erhält ein „Gewand aus Holz“: Eine vertikale, offene Lattenschalung aus lasiertem Lärchenholz bekleidet die Außenwände und überspannt auch die gesamten Dachflächen. Damit soll für die neue Bauhütte ihrer Funktion entsprechend eine bewusst einfach gehaltene und dennoch anspruchsvolle Bauform erreicht werden, die die Passauer Dombauhütte auch als Teil des „Immateriellen Kulturerbes Bauhüttenwesen“ am Residenzplatz zeigen soll.

Diesen Anspruch an die Gestaltung des neuen Hüttengebäudes haben die mit der Planung und Bauüberwachung beauftragten Arc Architekten aus Bad Birnbach erfolgreich umgesetzt, wie man sich aktuell auf der Baustelle überzeugen kann: Die Verschalungen an der Nord- und Südfassade sowie auf den Dachflächen sind weitgehend ausgeführt.

Aber nicht nur die Außenwand- und Dachbekleidung, auch die Tragkonstruktion des neuen Werkstattgebäudes ist komplett aus Holz konstruiert. Die tragenden Außenwände, Innenwände und Dachplatten bestehen aus 12 cm dicken, mehrschichtig verklebten großformatigen Plattenelementen aus Fichte. Pfetten, Unterzüge und Stützen sind in Brettschichtholz, ebenfalls aus Fichte, ausgeführt. Teil des Planungskonzeptes ist auch der deutlich sichtbare nach Osten geneigte Firstverlauf, der in dieser Ausführung parallel zur Topographie geplant wurde, um den Ostgiebel der Bauhütte zum Residenzplatz hin möglichst niedrig halten zu können, damit die Choransicht des Doms St. Stephan dadurch möglichst wenig verdeckt wird. Auch diese von den Planungsbeteiligten gewählte Neigung im Firstverlauf soll zu einem möglichst schlichten und zurückhaltenden Gebäudeauftritt des Werkstattgebäudes in seiner prominenten Lage inmitten hochkarätiger Baudenkmäler am Passauer Residenzplatz beitragen.

Auch der Innenausbau der Werkstatt- und Lagerräume, die rund 140 m2 Nutzfläche umfassen, ist weitgehend fertig. Die bis zu sieben Meter hohe Steinmetzwerkstatt ist über Oberlichtfenster im Dach sowie in der Westfassade belichtet und verfügt über sieben Arbeitsplätze, denen für die Arbeit am Stein jeweils eine eigene Absauganlage zugeordnet ist. Die Arbeitsplätze werden über eine Krananlage angedient, die Werksteine bis zu 3,2 Tonnen bewegen kann. Die Beheizung der Werkstatt erfolgt über Heizflächen an den Dachschrägen. Im Obergeschoss über dem Lagerraum wurde zudem eine Werkstatt für kleinere Restaurierungs- und Reparaturarbeiten geschaffen.

Werkstatt und Werkhof werden für die Stein- und Materialtransporte künftig barrierefrei erschlossen sein, ebenso der Zugang zum Bauaufzug, der aktuell noch abgebaut ist und auf dem neuen Hofniveau barrierefrei wiederaufgebaut wird. Im Werkstattgebäude wurde auch eine barrierefreie Toilette berücksichtigt.

Aufgrund von Lieferschwierigkeiten konnte die Metall-Toranlage zum Werkhof noch nicht montiert werden. Entsprechend ist auch der Fassadenbau an der Westfassade aktuell noch zurückgestellt. In den Außenanlagen rund um das Werkstattgebäude werden derzeit noch Ver- und Entsorgungsleitungen für Strom, Wasser, Abwasser und Fernwärme verlegt und die zugehörigen Hausanschlüsse hergestellt. Im Mai 2021 soll das neue Werkstattgebäude fertig sein und durch die Dombauhütte in Betrieb genommen werden. Die Gesamtkosten für den Neubau betragen rund 1,3 Mio. Euro.

Mit dem Neubau werden hinsichtlich Ausstattung und Arbeitssicherheit die notwendigen Arbeitsbedingungen für eine effiziente Instandsetzungsarbeit der Dombauhütte zum Erhalt der wertvollen gotischen Bauteile des Passauer Doms geschaffen. In dem Werkstattgebäude werden künftig die Werkstücke für die Chor-Nordseite des Stephansdoms angefertigt.

Damit kann die Instandsetzung des letzten großen spätgotischen Bauabschnittes am Passauer Dom beginnen, der allein etwa zehn Jahre in Anspruch nehmen wird. Die Chor-Nordseite zeigt noch den ursprünglichen mittelalterlichen Verband aus Kalkstein und Grünsandstein. Hier muss eine größere Anzahl von Steinen aus statischen Gründen zwingend ersetzt werden. Die steinmetzmäßige Steinbearbeitung, insbesondere bei der Neuanfertigung von zu ersetzenden Werkstücken, erfolgt dabei weitgehend mit traditionellen, teilweise jahrhundertealten Handwerkstechniken mit entsprechenden Werkzeugen.