Das Staatliche Bauamt Passau hat ein neues Werkstattgebäude für seine Dombauhütte errichtet. Mit der Segnung durch Dompropst Dr. Michael Bär wurde es nun eingeweiht. Nach einem Festakt in der Neuen Bischöflichen Residenz, in direkter Nachbarschaft zur Dombauhütte, nahm Dompropst Dr. Michael Bär im Werkstatt-Neubau die Segnung des neuen Werkstattgebäudes vor. Der Leiter der Dombauhütte, Hüttenmeister Jerome Zahn, führte anschließend durch die Werkstatt und stellte die ersten Werkstücke vor, die derzeit in der Steinmetzwerkstatt bearbeitet werden, die Werksteine des künftigen Dombauhütte-Banners.
Zur feierlichen Einweihung kam auch der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter: „Ich freue mich sehr, dass wir heute gemeinsam mit Gottes Segen das neue Werkstattgebäude für den Passauer Dom einweihen können. Denn Bayern ist auch ein Kulturstaat und für dieses Erbe trägt der Staat eine ganz besondere Verantwortung. Daher möchte ich an dieser Stelle vor allem auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Dombauhütten danken, die mit ihrem Handwerk in Passau, Regensburg und Bamberg großartige Denkmäler der bayerischen Geschichte erhalten. Das Geld ist dort sehr gut angelegt und deshalb hat der Freistaat gerne rund 1,5 Millionen Euro in den Neubau investiert.“
„Das neue Werkstattgebäude der Dombauhütte im Herzen der Stadt Passau erkennt man schon von Weitem durch sein besonderes Gewand aus Holz“, sagt Leitender Baudirektor Norbert Sterl, Leiter des Staatlichen Bauamts Passau. Eine vertikale offene Lattenschalung aus lasiertem Lärchenholz bekleidet die Außenwände und überspannt die gesamten Dachflächen. Bei der äußeren Gestaltung des Neubaus war es dem Staatlichen Bauamt Passau, verantwortlich für die Projektleitung, ein besonderes Anliegen, der Funktion entsprechend eine bewusst schlichte, aber zugleich anspruchsvolle Bauform zu finden. Sie sollte die Passauer Dombauhütte auch als Teil des „Immateriellen Kulturerbes Bauhüttenwesen“ am Residenzplatz repräsentieren.
Diesen Anspruch haben die mit Planung und Bauüberwachung beauftragten Arc Architekten aus Bad Birnbach erfolgreich umgesetzt. Sie konstruierten nicht nur die Außenwand- und Dachbekleidung, sondern auch die Tragkonstruktion des neuen Werkstattgebäudes komplett aus Holz. Die tragenden Außenwände, Innenwände und Dachplatten bestehen aus zwölf Zentimeter dicken, mehrschichtig verklebten großformatigen Plattenelementen aus Fichte. Pfetten, Unterzüge und Stützen sind in Brettschichtholz, ebenfalls aus Fichte, gefertigt.
Teil des Planungskonzepts ist auch der nach Osten geneigte Firstverlauf, der in dieser Ausführung parallel zur Topographie geplant wurde, um den Ostgiebel der Bauhütte zum Residenzplatz hin niedrig halten zu können. So wird die Choransicht des Domes St. Stephan möglichst wenig verdeckt.
Foto: Marcel Peda, Passau
Rund 1,5 Millionen Euro hat der Freistaat Bayern in das neue Werkstattgebäude der Staatlichen Dombauhütte Passau investiert. Dort sind neben dem Hüttenmeister derzeit zehn Steinmetzinnen und Steinmetze, ein Maler, zwei Lehrlinge sowie regelmäßig auch Praktikantinnen und Praktikanten beschäftigt. Mit dem neuen Gebäude wurden im Hinblick auf Ausstattung und Arbeitssicherheit optimale Arbeitsbedingungen für eine effiziente Instandsetzungsarbeit der Dombauhütte zum Erhalt der wert-vollen gotischen Bauteile des Passauer Doms geschaffen. Insgesamt stellt der Freistaat Bayern jährlich 27 Millionen Euro für den Erhalt und die Renovierung von Kirchengebäuden zur Verfügung.
Der Neubau ersetzt die in die Jahre gekommene und zuletzt nicht mehr nutzbare frühere Werkstatt, die im Jahr 1930 als Holzanbau an den St. Stephansdom errichtet und 1955 an den heutigen Standort am Residenzplatz umgesetzt worden war. Auf dem trapezförmigen Gebäudegrundriss wurden die für den Hüttenbetrieb notwendigen Werkstatt- und Lagerräume geschaffen, die rund 140 Quadratmeter Nutzfläche umfassen. Die bis zu sieben Meter hohe Steinmetzwerkstatt ist über Oberlichtfenster im Dach sowie in der Westfassade belichtet und verfügt über sieben Arbeitsplätze, die für die Arbeit am Stein mit einer Absauganlage ausgestattet sind. Die Arbeitsplätze werden über eine Krananlage angedient, die Werksteine bis zu 3,2 Tonnen bewegen kann.
Beheizt wird die Werkstatt über Heizflächen an den Dachschrägen. Im Dachgeschoss über dem Lagerraum wurde zudem eine Werkstatt für kleinere Restaurierungs- und Reparaturarbeiten geschaffen. Werkstatt und Werkhof sind für die Stein- und Materialtransporte barrierefrei erschlossen, ebenso der Zugang zum Bauaufzug, der auf neuem Hofniveau barrierefrei wiederaufgebaut wurde.
Der Werkstattneubau steht auf geschichtsträchtigem Boden. Archäologische Untersuchungen im Zuge der Erdarbeiten für den Neubau brachten bereits in geringer Tiefe unter dem heutigen Bodenniveau neben spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bebauungsspuren zahlreiche Befunde aus der römischen Kaiserzeit zutage. Entdeckt wurden Gräben, Gruben und Pfostenlöcher einer früheren Siedlung. Gefunden wurden unter anderem auch Scherben von „terra sigillata“, einer rötlichen Feinkeramik, die bis in das späte zweite Jahrhundert nach Christus zurückdatiert werden kann. Die archäologischen Ausgrabungen nutzte die Staatliche Dombauhütte auch zu Untersuchungen im Bereich um den Domchor. Hier wurden die Grundmauern des ab 1407 errichteten Domchors erstmalig freigelegt.
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